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25.04.2018

Patrik Rudorf: "Die schönste Erinnerung wird wohl für immer sein, den Weg von der Kreisliga B bis in die Landesliga geschafft zu haben"

Heute lassen wir mit Patrik Rudorf einen Spieler und langjärigen Kapitän der Herren 1 zu Wort kommen. Aus dem Interview entwickelt sich ein interessanter Streifzug durch die jüngere Vereinsgeschichte, die Patrik als Spieler immer hautnahm miterlebt und vor allem auch mitgestaltet hat.

 

Red.: Du spielst, soweit ich weiß, seit du laufen kannst beim TSV Eschach. Wann genau hast du angefangen und weißt du noch, wer dein erster Trainer war?

 

Patrik: Ich habe im Winter 1990 beim TSV angefangen, in der damaligen Mini-F ,  so hießen die Bambinis zu der Zeit noch. Ich ging damals mit einem Freund ins Training und bin bis heute dabei geblieben. Mein erster Trainer war Walter Hertenstein.

 

Red.: Mit deinen 32 Jahren hast du in deiner Karriere schon einiges erlebt. Was waren die besonders schönen und was die eher unangenehmen Erinnerungen?

 

Patrik: Oh je, da gibt es sicherlich einige. Ich halte mich mal an die markantesten.

Die schönste Erinnerung wird wohl für immer sein, den Weg von der Kreisliga B bis in die Landesliga geschafft zu haben. In dieser Erinnerung enthalten sind natürlich die drei Aufstiege mit den Meisterschaften 2010 und 2016 sowie der Pokalsieg 2013 mit den anschließenden Feierlichkeiten. Aber auch das Konzept, welches dahinter steht, nämlich das ganze ohne Kohlekicker geschafft zu haben.

Unvergessen bleibt sicher auch das Saisonfinale 2015, als wir über die Abstiegsrelegation gerade noch die Bezirksliga gehalten haben. Damals hatten uns auch schon viele abgeschrieben, wir konnten aber durch eine unglaubliche Serie in den letzten Spielen doch noch die Klasse halten.

Dazu kommen sicherlich auch noch einzelne Spiele wie die Derbys in Oberzell die letzten zwei Jahre, welche beide äußerst packend und vor Jahren unvorstellbar waren, und das eine oder andere Tor (es sind bei mir ja nicht so viele gewesen).

Aus meiner Jugendzeit bleiben noch die vier Jahre Bodenseeauswahl sowie der Meistertitel mit der D-Jugend 1998 hängen.

Neben dem Sportlichen bleiben aber vor allem auch die vielen wundervollen Personen im Gedächtnis, die Teil dieses Weges von der Kreisliga bis in die Landesliga waren.

Selbstverständlich bleibt es bei so einer langen Zeit nicht aus, dass auch unangenehme Situationen in Erinnerung bleiben. Zu den jüngsten zählt hier sicherlich die deutliche Niederlage in Friedrichshafen, was in dieser Höhe in einem Ligaspiel einmalig war. Aber auch ein 4:4-Unentschieden in Hergensweiler aus der Saison 2003/2004 wird hängen bleiben. Damals haben wir in der Schlussviertelstunde in Überzahl noch eine 4:1-Führung verspielt. Oder das nennen wir es „unvollendete“ Jahr 2009, als wir in der Aufstiegsrelegation zur Bezirksliga sowie im Bezirkspokalfinale den Kürzeren zogen.

Für mich persönlich unangenehm bleibt das Auswärtsspiel in Isny 2016 in Erinnerung, als ich mir einen Bänderanriss am Sprunggelenk zuzog und mehrere Wochen ausfiel.

 

Red.: Du bist als sehr verlässliche Persönlichkeit bekannt. Als Spieler hast du in vielen Jahren den Preis des Trainingsfleißigsten abgeräumt. Was meinst du, warum fesselt dich dieser Sport so sehr?

 

Patrik: Fußball ist einfach ein toller Sport in dem Taktik, Technik, Fitness und Emotionen vereint sind. Hinzu kommt noch der Aspekt der Gemeinschaft. Es ist Woche für Woche ein tolles Gefühl, mit guten Freunden in der Kabine und auf dem Platz stehen. Der Trainingsfleiß hat aber zusätzlich noch den Hintergrund des Ehrgeizes am Wochenende erfolgreich sein zu wollen. Ein ehemaliger Trainer von mir sagte einmal: „Wer besser als die anderen sein will, muss auch bereit sein mehr zu investieren.“

 

Red.: Aktuell läuft es mit einem Punkt aus sechs Spielen in der Landesliga nicht so gut. Was meinst du woran es liegt oder ist es einfach so, dass das Team im Moment einfach nicht das Zeug dazu hat, auf diesem Niveau mitzuhalten?

 

Patrik: Wir schaffen es in den letzten Wochen einfach nicht, unser Potential auf den Platz zu bringen. Wahrscheinlich ist auch jeder ein bisschen zu viel mit sich selbst beschäftigt. Dass wir auch auf diesem Niveau mithalten können, haben wir punktuell sehr wohl gezeigt. Derzeit fehlt uns auch einfach mal ein Erfolgserlebnis, was den Knoten platzen lässt.

 

Red.: Jetzt steht das Derby gegen den SV Oberzell an. Das Hinspiel war das wohl überzeugendste Spiel von Eschach in der gesamten Saison. Was erwartet uns im Rückspiel in Eschach?

 

Patrik: Gerade in einem Derby zählt die Tabellensituation ja nur sekundär. Ich denke es wird auch dieses Mal wieder ein spannendes Derby, so wie wir es in den letzten Jahren erlebt haben. Oberzell wird mit Sicherheit auf Wiedergutmachung für das Hinspiel aus sein. Diese deutliche Niederlage lassen sie sicher nicht einfach auf sich sitzen. Für uns geht es darum, endlich wieder mal ein Positiverlebnis zu haben – ein erfolgreiches Derby wäre da sicher hilfreich.

 

Red.: Anfang Mai wirst du 33 Jahre alt und deine Frau Sabrina ist hochschwanger. Wie ist deine Planung für die kommende Saison? Denkst du über ein Karriereende nach?

 

Patrik: Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mich nicht mit dem Thema Karriereende beschäftige. Vor allem vor dem Hintergrund des nahenden Familienzuwachses ist es für mich schwer vorstellbar, ab Sommer diesen Aufwand zu betreiben um auf diesem Niveau spielen zu können. Aber die abschließenden Gespräche mit dem Verein sind noch nicht geführt, daher bitte ich für Verständnis, dass ich heute noch nichts Konkretes sagen kann.

 

Red.: …und falls ja, wird man dir dann oder später in anderer Rolle beim TSV wieder begegnen, vielleicht als Trainer oder Funktionär?

 

Patrik: Wenn der Zeitpunkt des endgültigen Karriereendes kommt, werde ich wohl erst einmal die neu gewonnene Freizeit nutzen um etwas mehr Zeit für die Familie zu haben und nicht die ständigen Terminzwänge wie Training oder Spiel. Natürlich werde ich mich aber nicht komplett zurückziehen, sondern als Fan aus einer anderen Perspektive das ganze Geschehen weiter verfolgen.

Ein Comeback zu einem späteren Zeitpunkt in anderer Funktion kann ich bei meiner Verbundenheit dem Verein gegenüber nicht pauschal ausschließen. Ich habe ja schon in der Vergangenheit das ein oder andere Training geleitet und daran durchaus Gefallen gehabt.

 

Red.: Nochmals zurück zum aktuellen Geschehen. Mit den drei Nachholspielen stehen noch insgesamt 10 Partien in diesem Spieljahr an. Warum bleibt der TSV in der Landesliga? Oder wird das nix mehr?

 

Patrik: Wenn wir mit der Einstellung reingehen, dass es ohnehin schon vorbei ist, könnten wir uns auch gleich abmelden. Solange rechnerisch auch nur die kleinste Chance besteht werden wir alles dafür geben, dass wir die Klasse halten. Das sind wir dem Verein und unseren Fans einfach schuldig. Natürlich haben wir uns in den letzten Spielen in eine sehr schwierige Ausgangslage gebracht, die ich aber keinesfalls als aussichtslos ansehe. Um da wieder raus zu kommen ist es nun wichtig, dass alle an einem Strang ziehen und sich jeder auf seine eigenen Stärken besinnt, um diese dann zum Wohle des Ganzen einzubringen. Diese Stärken sind ja bei jedem einzelnen unbestritten vorhanden. Der Abstiegskampf ist für die meisten von uns ja nichts neues, der Großteil des Kaders hat auch schon den ein oder anderen intensiven, aber erfolgreichen Kampf gegen den Bezirksligaabstieg hinter sich. Entscheidend damals war die Ruhe im Verein so wie der Glaube daran, es gemeinsam noch schaffen zu können. Genau das wird auch dieses Mal wieder entscheidend sein. Und wir sind ja keineswegs aussichtslos abgeschlagen. Es stehen noch ausreichend Partien aus, um sich wieder nach oben zu arbeiten.

 

Red.: Was würdest du beim TSV verbessern oder ist bereits alles bestens?

 

Patrik: Der Zustand, dass alles bestens ist, ist nach meiner Auffassung nicht erreichbar, denn es gibt immer irgendwo etwas zu verbessern.

So hatten wir zum Beispiel im Winter bei Punktspielen oft zu kämpfen, bis wir einen Ausweichplatz gefunden hatten. Unser Sportlicher Leiter Martin Blank hat hier einiges investiert, damit zumindest ein paar Spiele doch irgendwie stattfinden konnten. Hier sollte für die Zukunft wieder berücksichtigt werden, dass der Kunstrasenplatz in Weissenau zu diesen Zeiten frei ist. Das würde die ganze Planung deutlich vereinfachen.

Schön wäre es wenn der Verein sich dafür einsetzen würde, dass ab der nächsten Saison die Heimspiele der ersten und zweiten Mannschaft wieder am gleichen Tag stattfinden. Das wäre denke ich für die Aktiven deutlich angenehmer.

Sicherlich wird auch nach wie vor die Trainingssituation ein Thema in Eschach bleiben. Seien es die Belegungszeiten für den Kunstrasen oder die Platzbedingungen in Untereschach. Beides ist nicht immer optimal. Vielleicht wäre es mittelfristig die sinnvollste Lösung den Platz in Untereschach zu einem Kunstrasen umzubauen.

Wichtig wird für den TSV immer die Jugendarbeit bleiben. Wenn man alleine schaut, wie viele Eigengewächse mittlerweile bei uns in der Landesliga spielen, ist das schon ein Zeugnis guter Jugendarbeit. Dies fortzuführen wird sicherlich eine der Kernaufgaben des Vereins, aber zugleich auch eine Herausforderung sein. Vor allem wenn man sich die geringe Kadergröße mancher Jugendmannschaft und die starke Konkurrenz der Nachbarvereine  anschaut.

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